Die Burgkapelle


Die Kapelle wurde 1470 von Bischof Dietrich von Stechow (1459-72) geweiht. Ihre repräsentative Südfassade mit hohen Fenstern und den vertikalen, als Lisenen ausgebildeten Strebepfeilern geben dem Bauwerk Höhe und eine gewisse Leichtigkeit – ganz dem architektonischen Verständnis der Gotik entsprechend. Das Eingangsportal ist von einem mit Maßwerk ausgefüllten Rahmen umgeben, das Tympanon wird von einem Kielbogen umschlossen. Die reich verzierte Fassade ist ein Meisterwerk der märkischen Backsteinarchitektur.

 
    Ansicht der Südfassade der Burgkapelle
Im Innern war die Kapelle 1470 mit einer relativ schlichten Farbfassung ausgestattet. Die Gewölberippen waren rot gefaßt und mit orange- und grünfarbigen Begleitstrichen versehen. In den Scheidbögen der Nordemporen befanden sich Rankenmalereien. In die drei Nischen wurden sakrale Bildprogramme platziert: Im östlichen Joch eine Mondsichelmadonna, in der mittleren Nische eine Wurzel-Jesse-Darstellung und in der westlichen Nische ein Stammbaum, bei dem es sich vielleicht um einen Marienstammbaum handeln könnte.  
    Wurzel Jesse in der mittleren Nische
Um 1500, so die bisherige Forschungsmeinung, oder um 1530/40, wofür neuere Überlegungen sprechen, wurde die Kapelle neu ausgemalt. Die Wände erhielten eine grünmonochrome Rankenmalerei, die mit einer Vorhangmalerei abschloß. Die Gewölbe gestaltete man mit einer illusionistischen Maßwerkmalerei, die sakralen Malereien in den Tonnengewölben wurden beibehalten und in die neue Fassung integriert. Das neu entworfene Programm stellte die Kapelle als Naturraum dar, und so ist sie bis heute zu erleben.  
    Mondsichelmadonna unter der Nord- empore

Nach der Reformation wurde die Kapelle nur noch gelegentlich für Gottesdienste genutzt. Ende des 17. Jahrhunderts zogen Calvinisten in die Kirche ein und übertünchten die Malereien mit weißer Farbe. Dieser Umstand hat letztlich die mittelalterlichen Malereien über die Jahrhunderte gerettet, denn nachdem die Calvinisten 1830 ausgezogen waren, diente die Kapelle zeitweise sogar als Lagerraum. Seit 1952 stellt die Stadt Ziesar der katholischen Gemeinde die Kapelle als Gotteshaus zur Verfügung. Ihre Akustik macht Konzerte zu einem ausgewöhnlichen Erlebnis.

 
    Innenansicht der Kapelle

 

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